Nach der Lektüre eines Augenzeugenberichts* eines damals Jugendlichen, der das KZ Auschwitz überlebt hat, haben wir beschlossen für euch einen INFO-Beitrag in Reli anzufertigen.
Denn wir meinen, dass es äußerst wichtig ist, dass die Jugendlichen heutzutage über die grauenhaften Taten des NS-Regimes aufgeklärt sind, weil rechtsradikales Denken um sich greift.
Im Folgenden zeigen wir euch Briefe und eine selbst verfasste Rede zur systematischen Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und Andersdenkenden durch das schreckliche Dritte Reich.
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* (“Die NACHT” von Elie Wiesel)
Briefe von Zeitzeugen:
„Wer sich dazu herbeilässt, die Erinnerung an die Opfer zu verdunkeln, der tötet sie ein zweites Mal.“ Elie Wiesel
27.01.2021 Gedenken an die Holocaust-Opfer
am Tag der Befreiung des KZs Auschwitz (27.01.1945)
Warum ist es wichtig, der Opfer des Holocausts zu gedenken?
Geschichtliche Fakten: Von der Diskriminierung bis zur systematischen Vernichtung
Um die Wichtigkeit des heutigen Gedenktages, des 27.01., zu verstehen, muss man sich mit den geschichtlichen Fakten auseinandersetzen. Der folgende Absatz beleuchtet das Geschehen von 1933 bis zur Befreiung der überlebenden Holocaust-Opfer in Auschwitz am 27.01.1945.
In der Zeit von 1933 bis 1939 machten die Nazis den Juden das Leben in Deutschland zunehmend unerträglich. Juden wurden Opfer von Diskriminierung, Ausgrenzung, Raub und Gewalt.
Im April 1933 wurden die ersten antisemitischen Gesetze verabschiedet, die den Juden verboten, im öffentlichen Dienst tätig zu sein oder bestimmte öffentliche Parks und Lokale zu betreten. Damit wurden viele im öffentlichen Dienst Tätige ihrer Existenzgrundlage beraubt.
1935 wurden schließlich die „Nürnberger Rassengesetze“ beschlossen und somit zum Beispiel die Eheschließung zwischen Juden und Nichtjuden verboten, sowie die Unterteilung zwischen „arische Reichsbürger“ und „nichtarische Staatsangehörige“ erschaffen.
Die 1938 vom nationalsozialistischen Regime organisierten Novemberpogrome führten zur Zerstörung von Synagogen, Geschäften und Wohnungen von Juden. Tausende wurden in Konzentrationslager gesperrt! Aufgrund der Gewalt und Diskriminierung waren derzeit schon über 250.000 Juden aus Deutschland geflohen.
Mit dem Überfall auf Polen im September 1939 begann dann nicht nur der zweite Weltkrieg, sondern auch eine neue radikalere Phase der Judenverfolgung. Auswanderungen waren aufgrund des Krieges kaum noch möglich. Die Juden lebten nun in sogenannten Ghettos, jüdischen Wohnvierteln, die einem Gefängnis sehr ähnlich waren. Es gab weder die nötigsten Lebensgrundlagen noch eine medizinische Versorgung und sie wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Im Juni 1941 wurde die Sowjetunion überfallen und von dt. Truppen belagert. Unmittelbar begann auch dort die Judenverfolgung.
Ende 1941 setzten die Vorbereitungen für die systematische Ermordung der über zwei Millionen Menschen im Generalgouvernement, dem besetzten Teil Polens, ein. Auch in anderen Teilen Europas wurden Methoden für den Massenmord erprobt, sowie der erste Versuch der Verwendung von Gas bei polnischen Juden in Chelmno. Es wurden weitere Konzentrationslager errichtet, in denen die Juden direkt nach der Ankunft in Gaskammern ermordet wurden.
In Folge der Wannseekonferenz wurden Mitte 1942 Juden aus Gebieten Westeuropas in Viehwaggons in die speziellen Konzentrations-/ Vernichtungslager nach Osteuropa deportiert.
Auschwitz-Birkenau, das größte und grausamste von allen, war sowohl ein Arbeits- als auch Vernichtungslager. Die Menschen wurden bei Ankunft nach Alter, Gesundheit und Arbeitsvermögen selektiert. Wer nicht den Arbeitsanforderungen der Nationalsozialisten entsprach, wurde sofort ermordet. Alle anderen mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Millionen wurden ermordet.
1943 und 1944 fanden weitere Deportationen aus den besetzten Teilen von Italien, Ungarn, Griechenland und dem Balkan statt.
Auch in den letzten Monaten dieser radikalen Massenmorde kamen noch weitere tausende Juden und Gefangene auf den „Todesmärschen“ um, da die Deutschen die Konzentrationslager am Kriegsende räumten, damit die Gefangenen nicht von alliierten Truppen befreit werden konnten.
Am 27.01.1945 wurden die Gefangenen in Auschwitz schließlich von der Roten Armee befreit. Doch viele Menschen starben auch noch nach der Befreiung an Unterernährung, Krankheiten und Entkräftung.
Bis zu der Befreiung der Häftlinge in den Konzentrationslagern starben über 6.000.000 Juden, mehrere hunderttausend Sinti und Roma, 250.000 geistig und körperlich Beeinträchtigte und mehrere Tausend, die sich gegen die Nationalsozialisten gestellt hatten, an den schlechten Lebensbedingungen, den Zwangsarbeiten, in den Gaskammern und bei Hinrichtungen.
Es haben nur rund 200.000 Menschen das Leben in den Arbeits- und Konzentrationslagern überlebt.
Ein Überlebender mahnt uns
Elie Wiesel, war ein rumänisch- US-amerikanischer Schriftsteller, der zahlreiche Romane und Publikationen über das Leben in den Konzentrationslagern verfasste.
Er wurde am 30. September 1928 in Sighet geboren und wuchs in einer jüdisch- orthodoxen Familie auf. Auf Wunsch seiner Mutter sollte Wiesel eine religiöse Laufbahn einschlagen und Rabbi werden. Er wurde in einer jüdischen Schule unterrichtet und an das Studium von Torah und Talmud herangeführt. Im Alter von fünfzehn Jahren wurden er und seine Familie inhaftiert. Elie kam als 16-Jähriger ins Konzentrationslager Auschwitz und wurde bei Kriegsende noch nach Buchenwald deportiert.
Wiesel überlebte beide Vernichtungslager und wurde schließlich von den amerikanischen Truppen befreit. Seine Eltern und Geschwister waren dem Holocaust zum Opfer gefallen.
Im Anschluss daran kam er in ein Flüchtlingsheim in Frankreich. Er eignete sich die französische Sprache an.
In den Jahren von 1948 bis 1951 studierte Wiesel Psychologie, Philosophie und Literatur an der Pariser Sorbonne. Jedoch konnte er aufgrund großer Armut seine Studien nicht abschließen und schlug eine Laufbahn als Journalist ein. 1956 wanderte er als Journalist in die USA aus und wurde zunächst in New York als UN-Korrespondent der israelischen Zeitung „Yediot Aharonot“ tätig.
Auf Drängen eines französischen Literaten legte Wiesel für die sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust ein literarisches Zeugnis ab. In den folgenden Jahren verfasste Elie Wiesel Romane über die peinigenden Schuldgefühle der Holocaust-Überlebenden und ihre tief verwurzelten moralischen und seelischen Probleme.
1963 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Infolge einer Reise in die Sowjetunion im Jahr 1965 setzte sich Wiesel in einer hebräischen Artikelserie für eine andere israelische Zeitung mit den Lebensbedingungen der jüdischen Gemeinschaft in der UdSSR auseinander, und veröffentlichte ein weiteres Werk namens „The Jews of Silence“.
Mit seinem Roman „Le Mendiant de Jérusalem“, der den Reifeprozess eines unterdrückten Volks angesichts des israelischen Sieges im Sechs-Tage-Krieg 1967 veranschaulicht, vollzog Elie Wiesel einen Wendepunkt in seinem Werk.
1969 heiratete er Marion Erster Rose.
Im Herbst 1972 nahm er einen Lehrauftrag als Professor für jüdische Studien am City College of New York an.
Jedoch wechselte er vier Jahre später and die Boston University als Professor für Geisteswissenschaften. Neben seiner akademischen Tätigkeit setzte er auch sein schriftstellerisches Werk fort. Er engagierte sich ebenfalls im gesellschaftlichen und politischen Bereich, indem er gegen Rassismus, Krieg, Gewalt und Apartheid vorging sowie die Erinnerung an den Holocaust pflegte.
1986 wurde Elie Wiesel für sein Lebenswerk mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
Im Jahre 1995 veröffentlichte er seine Lebenserinnerungen und 1997 erhielt er den Guardian of Zion Award.
2000 hielt er im Bundestag eine Rede zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Wiesel wurde im Jahr 2003 zum Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien berufen.
Im Jahr 2005 erhielt er den Dignitas Humana Award.
2009 besucht Elie Wiesel gemeinsam mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama und der Bundeskanzlerin Angela Merkel das Konzentrationslager Buchenwald.
Am 02. Juli 2016 starb Elie Wiesel in den USA.
Wiesels Vermächtnis an uns
In seiner Rede im Deutschen Bundestag im Jahre 2000 rief er zum Gedenken an die Opfer des Holocaust auf: „Wer sich dazu herbeilässt, die Erinnerung an die Opfer zu verdunkeln, der tötet sie ein zweites Mal.“ Was möchte Wiesel damit ausdrücken?
Viele Menschen verherrlichen auch heute noch die grausamen Taten der Nationalsozialisten. Entgegen den wissenschaftlich belegten Fakten streiten sie die von dem NS-Regime systematisch geplanten Massenmorde an den über 6 Millionen Juden ab und leugnen gewissenlos die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Diese Holocaustleugnungen sind fester Bestandteil rechtsextremer Ideologien und eng mit dem Antisemitismus verbunden.
Auch die Sprache entwickelt sich oftmals wieder in die Richtung rechtsextremer Ausdrücke. So setzen zum Beispiel Mitglieder der AfD in vielen Fällen rechtsextreme Wörter ein. Funktionäre wie Björn Höcke und Tino Chrupalla verwenden bewusst Begriffe aus dem Nationalsozialismus, um zu polarisieren und Wählerstimmen aus der rechtsradikalen Szene zu gewinnen. Dabei wird gezielt versucht, das Gedenken an die Opfer des Holocaust als Schande darzustellen. Der thüringische Fraktionsvorsitzende der AfD, Björn Höcke, bezeichnete zum Beispiel das Holocaust Mahnmal in Berlin als „Denkmal der Schande.“ Ebenso verwendet der AfD- Vorsitzende Tino Chrupalla die nationalsozialistische Sprache und spricht von „Umvolkungen“. Diese Aussagen der AfD werden nicht nur genutzt, um zu polarisieren, sondern leisten auch den Holocaust_Leugnern Vorschub. So werden Verschwörungstheorien bekräftigt, indem das Erinnern an den Holocaust systematisch diffamiert wird.
Doch die Erinnerung kann nicht einfach fortgeschrieben werden, sie muss immer wieder erneuert werden. Daher ist es besonders wichtig, dass die Medien und Schulen zur Erneuerung der Erinnerung an die Opfer beitragen. Denn jeder, der die unmenschlichen Taten der Nationalsozialisten verherrlicht oder leugnet, wird dazu aufrufen, die Verbrechen des NS-Regime zu wiederholen.
In der Rede von Elie Wiesel gibt es ein weiteres Zitat, dass zum Nachdenken anregt: „Mein ganzes Erwachsenenleben lang habe ich versucht, Worte zu finden, die den Hass bekämpfen, aufspüren, entwaffnen – nicht ihn verbreiten.“
Das Recht auf freie Meinungsäußerung, ist kein Freibrief, andere zu beleidigen, gegen Minderheiten zu hetzen oder zu Hass und Gewalt aufzurufen. Die exponentiell steigenden Hasskommentare in sozialen Medien oder Telegrammgruppen müssen marginalisiert werden, damit der Hass nicht weiterverbreitet wird. Daher ist es wichtig, die Gesprächskultur zu verändern. Diese Durchsetzung oder Unterdrückung der Veränderung basiert allein auf den Sichtweisen der jeweiligen politischen Einstellung. Durchaus ist es wichtig, das kritische Denken zu fördern und konstruktive Kritik zu erlernen. Denn es soll keine Kultur kreiert werden, in der laute, destruktive Positionen Verbreitung finden. Elie Wiesel versuchte den Hass in ihm zu beschreiben, gegen ihn anzukämpfen, ihn wehrlos zu machen, doch er wollte den Hass nicht verbreiten. Diese Denkweise ist ein wichtiger Bestandteil, um gegen Hass und dessen Verbreitung anzusteuern. Denn die Ausbreitung dieser Animositäten sind die ersten Grundlagen für eine Wiederholung der Taten der Nationalsozialisten. Doch sollten wir nicht alles dafür tun, dass unsere Zukunft eine Zeit des Friedens und der Versöhnung ist?
Ich bin der Meinung, dass das Gedenken an die Opfer des Holocaust ein wichtiger Schritt ist, um die Erinnerung an die Opfer zu erneuern, die Menschen für den Holocaust und seine Folgen zu sensibilisieren und die weltweite Aufmerksamkeit für dies zu generieren. Denn die Unwissenheit hat einen direkten Effekt auf das Ausmaß des Antisemitismus und führt zu schwerwiegenden Folgen.
Ich bin mit den sozialen Medien aufgewachsen und sehe den stark verbreiteten Hass in den sozialen Netzwerken. Die Menschen beleidigen und verletzen. Diese Verhaltensweisen führen mittlerweile zur alltäglichen Präsenz von offener Feindlichkeit, Gewalt und Antisemitismus.
Wir, die jetzige Generation, sind verantwortlich für die Zukunft. Wir tragen die Verantwortung und Verpflichtung, für unsere Handlungen einzustehen und deren Folgen zu tragen.
Wir müssen für die Pflicht bürgen, die grausamen Taten des NS-Regimes nicht zur Wiederkehr zu bringen, sondern eine Zukunft ohne Hass, Gewalt und Feindschaften aufzubauen und weiterhin die Opfer des Holocaust nicht zu vergessen!“
Lisa THEISEN, Hanna HOSS, Kiana LEHNERTZ, Philipp EMES, Anna HERSCHBACH, Esther MICHELS, Marie MÜLLER, Tim OLLINGER, Emily SCHOMERS, Celine SIMONS, David THOME, Patrick WEIRES (10b) mit Frau POSCHMANN.
Quellen der Beiträge:
https://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/last-letters/barbakow.asp