Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war der Zeitzeugenbesuch von Judith Rhodes. Rhodes ging im Besonderen auf die Geschichte ihrer Mutter ein, die durch Kindertransporte nach Großbritannien dem Holocaust entging.
Zunächst wurde den Schülerinnen und Schülern anhand von Beispielen aus dem alltäglichen Leben veranschaulicht, dass Demokratie nichts Abstraktes oder Theoretisches ist, sondern etwas Alltägliches, das allen Menschen begegnet, wenn sie beispielsweise zum Wählen aufgerufen werden oder eine Zeitung lesen. Gerade in Zeiten, in denen in anderen Ländern die Pressefreiheit stark beschnitten wird und Journalistinnen und Journalisten um ihr Leben bangen, sollte die Gesellschaft, diese nur scheinbaren Selbstverständlichkeiten zu schätzen wissen. Im Anschluss erarbeiteten die Klassen die zentralen Kennzeichen einer Demokratie, wie die Volkssouveränität oder die Gewaltenteilung. Die Lernenden stellten Errungenschaften, wie beispielsweise das Frauenwahlrecht, ganz besonders heraus.
Abschließend wurde anhand von Fallbeispielen deutlich, dass auch vermeintlich „starke“ Demokratien, wie die BRD, ständig von verschiedenen Faktoren bedroht werden und ihr Erhalt kein Selbstläufer ist. Beispielsweise wurde der Rechtsextremismus thematisiert, dessen menschenverachtende Ansichten die Demokratie gefährden, indem sie zentrale Menschenrechte (Art. 1-19 GG) für bestimmte Gruppen von Menschen negieren.
Nach der Workshop-Phase ging es für die Schülerschaft, dank modernster Technik, nach Leeds. Von dort aus tauchten die Lernenden in die Familiengeschichte von Judith Rhodes genauer ein. Bereits im Vorfeld hatten sich die Schülerinnen und Schüler durch die Dokumentation „The little suitcase“ mit Rhodes Mutter, Ursula Michel, genauer beschäftigt, die mit einem der letzten Kindertransporte noch kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach Großbritannien ausreiste. Rhodes machte in ihren englischsprachigen Ausführungen auf die Grausamkeit totalitärer Regime aufmerksam, da sowohl ihre Großeltern als auch ihre Tante Lilli in einem Konzentrationslager umkamen.
Mit ihren vorher erstellten Fragekatalogen auf Englisch schlugen die 10er auch die Brücke zur Gegenwart. Auch Judith Rhodes ist tief betroffen von den Ereignissen in der Ukraine und macht auf Gefährdungen der Demokratie durch antidemokratische Strömungen, wie beispielsweise in Ungarn, Polen und den USA, in der Gegenwart aufmerksam.
Die Fachschaft Geschichte bedankt sich sowohl bei den engagierten Lehrkräften als auch bei der Zeitzeugin Judith Rhodes für einen gelungenen Demokratietag 2022.